Gedicht von Anonyma


Lass ich meine Seele fliegen,

Meinen Körper einfach liegen,

Hält mich nur Vernunft zurück

Und holt vom Leben sich ein Stück.

 

Erst wenn mein Körper losgelassen,

Selbst Engel mich verlassen,

Erst wenn mein Fuchs nicht sprechen kann,

Zerbricht die Seele ihren Bann.

Ein Engel stirbt meist in der Nacht,

Dort ist er schutzlos, unbewacht.

 

Ich wache auf und spüre mich,

Will nur noch weinen, bitterlich.

Mein Herz zerbricht, die Hoffnung schwindet,

Vom Schmutz durchtränkt, den keiner findet.

 

Meine Farben hast du mir genommen,

Schläge habe ich bekommen.

Zerstört hast du die Lebensfarben,

Gegeben hast du mir nur Narben.

Mein Himmel hängt in Wolken grau,

Bin weder Mädchen, Kind noch Frau.

Zerstört hast du mir meine Seele,

Siehst zu, wie ich mich selbst noch quäle.

Geraubt hast du mein Kinderlachen.

Was soll ich mit den Schmerzen machen?

Der Himmel färbt sich rot,

Ein Stück von mir ist tot.

Jede Nacht bin ich erwacht,

Hast meine Sonne schwarz gemacht.

Genommen hast du mir meine Leben,

Nur ich kann es mir wieder geben.

 

Es ändert sich die Welt in mir

Ich lebe nun im Jetzt und Hier.

Endlich hab ich mich befreit-

Von quälender Vergangenheit.


November 2006, Anonyma

Gedicht einer WIRBELWIND - Klientin, einer jungen Frau, deren Vater ihr Vertrauen jahrelang sexuell missbraucht hat.

Abdruck mit Genehmigung.